Was soll man lamentieren? Dass der Club Spieler, die Gefahr laufen könnten, für die deutsche Nationalmannschaft interessant zu werden, abgeben muss, das ist leider Fakt. Zum einen, weil der FCN Einnahmen aus Spielerverkäufen braucht. Zum anderen, weil ein Jogi Löw wohl niemals einen Clubspieler nominieren wird. Da müsste er sich ja mal eine Partie des FCN anschauen und „easyCredit-Stadion“ in sein Navi eingeben.
Inosofern ist es verständlich, dass sich ein Spieler, der Aufstiegs- und Nationalelf-Ambitionen hat, anderweitig orientiert. Das war bei Stefan Kießling so, bei Dennis Diekmeier, bei Ilkay Gündogan und jetzt halt auch bei Philipp Wollscheid. Der Club muss da schon froh sein, wenn er bei solchen Karriereschüben nicht leer ausgeht. Bei Wollscheid hat man immerhin eine Vertragsverlängerungsoption eingebaut und dürfte jetzt von Bayer Leverkusen wohl um die fünf Millionen (so wird Wollscheids Marktwert derzeit taxiert) rund 7 Millionen Euro erhalten.
Damit lassen sich zumindest die Einnahmeausfälle (geringere Werbeeinnahmen und TV-Gelder) für ein Jahr in der zweiten Liga kompensieren. Und dort wird der Club landen, wenn er es nicht schafft, Spieler, die mehr als nur Bundesligamittelmaß darstellen, zu halten. Wenn man einerseits den Anspruch hat, sich langfristig in der 1.Liga zu etablieren und deshalb sogar ein neues Fußballstadion bauen will, dann passen solche Transfers nicht. Dann geht es dem FCN demnächst wie Bielefeld oder Aachen, die zwar massiv in neue Spielstätten investiert haben, für die aber inzwischen selbst die zweite Liga eine Nummer zu groß ist.
Im übrigen steht nach dem ominösen Nürnberg-Besuch von Felix Magath immer noch ein Wechsel von Timothy Chandler im Raum. Magath hätte mit Sicherheit mehr als Leverkusen für Wollscheid bezahlt. Aber Club-Manager Martin Bader gibt anscheinend gern den billigen Jakob und freut sich halt, wenn seine Verhandlungspartner die „faire und gute Verhandlungsatmosphäre“ loben. Vielleicht bietet Magath wenigstens für Chandler einen Betrag über dem Marktwert. Dann könnte der Club vielleicht auch den sich abzeichnenden Verlust von Sponsorengeldern (wobei wir Areva natürlich keine Träne nachweinen) verschmerzen. Wobei hier anzumerken wäre, dass ein Verein mit längerfristigen Erstligaambitionen solche Dinge nicht an SportFive delegieren sollte. Aber anyway! Es hat sich eh ausambitioniert.