Die Worte fehlen, ich ertappe mich dabei, wie ich beim Lesen den Kopf schüttele. Die Washington Post hat unter dem Titel „The Math of Mass Shooting“ eine Auflistung und eine Analyse von 50 Jahren Massenschießereien in den USA veröffentlicht. Und dabei wurden noch nicht einmal alle Blutbäder aufgelistet. „Nur“ 121 Vorfälle sind aufgeführt. Wahnsinnstaten, die nicht erklärbar sind. Noch weniger verständlich ist allerdings, dass sich in den USA nie etwas geändert hat. Das Land wird weiterhin von einer Waffenflut überschwemmt. Allein seit 1998 mit etwa 220 Millionen Schußwaffen. In diesen aufgeführten 121 Massenschießereien der Washington Post starben 794 Menschen. Man fragt sich für was.
Amerika liebt seine Waffen. Es sind nicht die Jagdgewehre aus dem Mittleren Westen und den Rocky Mountains, die für die Bluttaten eingesetzt werden. Es sind Handfeuerwaffen, militärische Gewehre, Maschinenpistolen. Beliebt ist bei den Attentätern die österreichische Glock 19, eine 9mm semiautomatische Pistole. Leicht zu handhaben, billig auf dem Markt und ohne großen Rückschlag. Für 499 Dollar ist zu haben, Porto und Verpackung ist kostenlos. Eine leicht zu bedienende Wumme. Vor ein paar Jahren war ich mit meinem Neffen auf einem Schießstand in San Rafael. Als wir reinkamen stand eine ältere Lady hinter dem Tresen von „Bullseye Shooting Range“. An ihrer Seite hatte sie im Holster eine 45er Magnum. „Hi“, meinte sie. „Wanna shoot?“. „Sure“, meinten wir. Sie gab uns eine Glock 9mm. „Have fun“. Die Glock ist zur beliebtesten Knarre in den USA geworden. Die Erfolgsgeschichte von „America’s Gun“ kann man in dem hervorragenden Buch „Glock“ von Paul M. Barrett nachlesen.
Doch zurück zum Artikel der Washington Post und zu 50 Jahren Massenschießereien. Es ist kein Grund zum Feiern, kein Anlass auf die „ruhmreiche“ Geschichte Amerikas zurückzublicken. Es ist genau das Gegenteil. Eigentlich ist es zum Weinen, denn die Geschichte wiederholt sich in den USA immer und immer wieder. Manchmal dauert es Wochen zwischen den Blutbädern, manchmal nur wenige Tage, wie zuletzt zwischen der Schießerei in Colorado Springs und dem Terroranschlag von San Bernardino. Die Frage an diesem Samstagmorgen ist eigentlich nur, wann und wo die nächste Schießerei stattfinden wird?