Der 25. April – ein Feiertag? Ja, hier in Italien schon! Ich gebe zu, ich habe es auch nicht gewusst. Aber ich lerne nun während meines Aufenthaltes hier in Bolsena dazu: Italien feiert heute seine Befreiung vom Faschismus. Aus diesem Grund treffen sich im ganzen Land Veteranen, Partisanen und Antifaschisten zu Demonstrationen und Feiern. Der größte Teil der Bevölkerung allerdings interessiert sich kaum noch für die Ereignisse am Ende des Zweiten Weltkriegs und freut sich einfach über einen weiteren Feiertag in der Woche nach Ostern. Für mich ist der Tag ein Anlass, eine Ausstellung in Montefiascone (siehe Plakat) zu besuchen, die über die Geschichte des Faschismus in Italien und die Befreiung der Italiener informiert.
Am Gardasee hatte Mussolini am 23. September 1943 für das von deutschen Faschisten besetzte Norditalien die „Republik von Salò“ (auch „Italienische Sozialrepublik“ genannt) ausgerufen. Der „Duce“ war einige Tage zuvor von Deutschen aus monarchistischer Gefangenschaft in Gran Sasso (in den Abruzzen) befreit worden, wo er auf Befehl des italienischen Königs Viktor Emanuel III. gefangen gehalten worden war. Aufgrund der „Italienischen Sozialrepublik“ galten deutsche Gesetze auch in Norditalien. Und so kam es ab Oktober 1943 auch zu Deportationen italienischer Juden in Vernichtungslager.
Es bildete sich aber auch ganz schnell eine Widerstandsbewegung, die „Resistenza“, die noch im selben Jahr Streiks organisierte und so die italienische Rüstungsindustrie lähmte. Und auch die Angriffe von Partisanen auf deutsche Versorgungslinien waren äußerst effektiv. Die Faschisten wiederum schlugen brutal gegen die zivile Bevölkerung zurück, mit Massenerschießungen und Massakern. Trotzdem schafften sie es nicht, den Widerstand der Resistenza zu brechen, die im Sommer 1944 im Piemont die erste Partisanenrepublik ausrief, die allerdings bald wieder von der Wehrmacht zerschlagen wurde. Es folgten verschiedene Freie Republiken, die damit endeten, dass Deutsche die Aufständischen hinrichteten. In die Geschichtsbücher eingegangen ist z.B. das SS-Massaker von Marzabatto. Aber nicht nur die Deutschen bekämpften den Widerstand der italienischen Zilvilbevölkerung, sondern auch paramilitärische Einheiten der Italiener, etwa die „Brigate Nere“ („Schwarze Brigaden“), die aus den „Camicie Nere“ („Schwarzhemden“) hervorgegangen waren.
Am 28. März 1945 wurde das Ende der faschistischen Republik durch einen Generalstreik in Mailand eingeläutet, Anfang April begannen die Alliierten mit ihrer Schlussoffensive. Außerdem machten die Partisanen in ganz Norditalien durch Angriffe Druck auf die Faschisten, die Ende April 1945 die wichtigsten großen Städte Norditaliens verloren geben mussten. Auch die Deutschen zogen sich zurück. Am 25. April wurde Mailand befreit, Mussolini und die deutschen Besatzer verließen die Stadt. Der „Duce“ flüchtete an den Comer See, wo er aber nur zwei Tage später von Partisanen erkannt wurde, während er – als Deutscher verkleidet – in die Schweiz fliehen wollte. Er wurde am 28. April zusammen mit seiner Geliebten Claretta Petacci erschossen. Auch die Partisanen gingen mit äußerster Brutalität vor: Sie stellten den Leichnam Mussolinis in Mailand auf der Piazzale Loreto zur Schau – an jenem Ort, wo der „Duce“ im Jahr vorher dassselbe mit Leichen von Antifaschisten gemacht hatte.
Am 29. April kapitulierte die deutsche Wehrmacht in Caserta (Süditalien), während im Norden des landes immer noch gekämpft wurde. Am 29. April rückten die Alliierten nach Mailand vor und besetzten die Stadt, und der Sieg der Resistenza rückte näher: Am 30. April befreien Einheiten der VII. Alpinen Partisanen die Städte Belluno und Schio in Venetien. Am 1. Mai wurden Udine und Triest von friulischen und jugoslawischen Partisanen befreit.